Strefon/ Muster deutscher Gunst/ Bild der alten Redlichkeiten/
meiner Jugend Tugend-model/ dehm ich mich alsbald vertraut/
als der Musen grüner Gipfel erstens ward von mir geschaut.
Ob ich deinen Freuden-stand iezt gleich sehen muß von weiten:
Sollte drum die Ferne mir rauben meiner Pflichte Schulden?
Nein. Kein Ort in Süd und Westen/ Ost noch der bestürmte Nord
treibet meine Dienst-gedanken durch die Fluht der Leten fort.
Ewig bleib ich dir verknüpft. Weil mich die Gestirne dulden
in der schwachen Unter-welt: will ich die vergunnten Blikke
der Gelegenheit ergreiffen/ daß ein iederman erfahr'/
herzer Strefon/ daß du mir/ ich mit dir verbunden war/
daß wir offtermals geteilt Unfall/ Wolstand/ Leid und Glükke.
[17]Laß den heilsamen Galen/ den Hippokrates iezt liegen/
tuh den ewigen Sennerten und den Zelsus aus der Hand!
Venus/ die vor wenig Monden dich so längst-gewüntschet band
Venus/ die auch nakt und bloß weiß zu streiten/ krieg- und siegen/
spricht dir iezt gewapnet zu aus dem ungeheuren Norden/
sie bedekket Schild und Degen. Doch/ mein Damon/ fürcht dich nicht/
sie beweiset/ wie zuvoren/ ein verliebtes Angesicht'
und ist in der Musen Zelt fast der Pallas ähnlich worden.
Sihstu/ wie sie dir sich neigt/ wie sie dich gehorsam küsset/
wie sie dir den Lorber reichet. Nim es an das erste Zehn/
als der erste von den Freunden/ nim es an/ und laß dir dehn
der sie so hat außgerüst/ und durch Sie dich freundlich grüsset/
auff das neu' empfohlen sein. Freundschaft/ die auf Zederngründen
des Bestandes ist bepfälet/ weiß ich/ nimmet auch für gut
was ein treues Freund-gemühte mit Papier-geschenken tuht.
Nu! ich hab' es schon erlangt. Iezt komm' ich auff Pranserminten.
Wo ich/ Pranserminto/ dir einigs Zeichen meiner Treue
nicht einmal auch spüren ließe: fühlt' ich billich jenen Brand/
der den aus der See halb-todten aller Welt gemacht bekant.
Dreymal bracht Apollens Stern seine Reise zu der Neige/
dreymal spannt' er wieder an. So viel Jahre sind verflossen
daß du stets üm mich gewesen: Eine Stube nahm uns ein/
eine Tafel reicht' uns Speise/ Kreuz und Glükk war uns gemein.
Was für lehr-bereichte Lust hab' ich dar bey dir genossen!
Mein Apollo trug sich hoch; merket' er von dir sich preisen:
Meinen armen Hirten-Musen ward der Lorber fast zu schlecht/
[18]wenn sie deinen Beyfall hörten: Selbst ich ringer Schäfer-Knecht
bildte mir den Adel ein/ lobtstu meiner Flöte Weisen.
Als ich nun den lezten Griff fast auf Rohr und Pfeiffe tähte;
wie hastu dich dar betrübt! dein Gemüht und Freundes-Sinn
gieng auff das erhaltne Leben deines Filidors nur hin.
Von der Sonnen frühen Tritt biß zur andern Abend-röhte
hieltstu wachend bey mir aus. Keine Wurzel war so ferne/
kein berühmtes Kraut so selzam/ daß auch mitten in der Nacht
wenn die Wolken-brüche rissen/ und der Luft Geschüzz' erkracht'
einig nur zu meinem Heil du nicht williglichst und gerne
hättest mir herzugebracht. Da mich nu der Götter Wille
meinem Leben wiederschenkte/ nacher Macht vor Recht ergieng/
und/ als wie an einem Faden/ meines Nahmens Ehre hieng:
Was erwiesestu mir nicht! deiner treuen Schreiben Fülle/
dienet mir an Zeugniß statt/ daß kein stärker Band gewesen/
Als/ das/ Freund/ du hast geknüpfet. Bildt euch nichts von Damon ein/
Griechen/ laßt das Gunst-exempel Pylades verschwiegen sein/
Keiner Treue höher Preiß wird in eurer Schrifft gelesen.
Nun! Ihr Seulen dieses Buchs/ laßt Euch meine Gunst gefallen
bauet/ pfleget/ stüzzt und schüzzet/ (wie Ihr auch gethan zuvor/ )
Liebt/ singt/ ehret diese Venus! denn wird Euer Filidor
Trozz dem Lobes-drükker Neid! über dem Gestirne wallen.