3. Nacht-Glükke

1.
Willkommen Fürstinn aller Nächte!
Printz der Silber-Knechte/
willkommen/ Mohn/ aus düstrer Bahn
vom Ozean!
Diß ist die Nacht/ die tausend Tagen
Trozz kan sagen:
weil mein Schazz
hier in Priapus Plazz'
erscheinen wird/ zu stillen meine Pein.
Wer wird/ wie ich/ wol so beglükket sein?
2.
Beneidet himmlische Laternen/
weiß-geflammte Sternen/
mit einem schälen Angesicht'
ach! mich nur nicht.
kein Mensch/ als ihr nur möget wissen/
wie wir küssen:
alle Welt
hat seine Ruh bestellt/
[126]
wir beyde nur/ ich und mein Kind/ sind wach/
und/ Flammen/ ihr an Bronteus Wolken-dach'.
3.
Es seuselt Zefyr auß dem Weste
durch Pomonen äste/
es seufzet sein verliebter Wind
nach meinem Kind'.
Ich seh es gerne daß er spielet
und sie kühlet/
weil sie mir
folgt durch die Garten-Tühr/
und doppelt den geschwinden Liebes-tritt.
Bring/ West/ sie bald und tausend Küsse mit.
4.
Was werd' ich wenn sie kömmt gegangen/
an- doch erstlichst -fangen/
Küß' ich die Hand/ die Brust/ den Mund
zur selben Stund'?
Ich werd' (ich weiß) kein Wort nicht machen/
so viel Sachen/
die an Zier
den Göttern gehen für
und auff diß Schönchen sein gewendet an/
erstaunen mich/ daß ich nicht reden kan.
5.
Komm/ Flora/ streue dein Vermügen
darhin/ wo wir liegen!
Es soll ein bunter Rosen-hauf'
uns nehmen auff/
und/ Venus du sollst in den Myrten
uns bewirten/
biß das Blut
der Röht' herfür sich tuht.
[127]
Was Schein ist das? die Schatten werden klar.
Still! Lauten-klang/ mein Liebchen ist schon dar.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Stieler, Kaspar. Gedichte. Die geharnschte Venus. Filidors Geharnschter Venus sechstes Zehen. 3. Nacht-Glükke. 3. Nacht-Glükke. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-1860-7