[107] 3. Frisch bey der Liebe!

1.
Die Liebe lehrt im finstern gehen/
sie lehret an der Tühr uns stehen/
sie lehrt uns geben manche Zeichen
ihr süß Vergnügen zu erreichen.
2.
Sie lehrt auff Kunst-gemachten Lettern
zur Liebsten Fenster ein zu klettern/
die Liebe weiß ein Loch zu zeigen
in ein verriegelt Hauß zu steigen.
3.
Sie kan uns unvermerket führen
durch so viel wolverwahrte Tühren
den Tritt kan sie so leise lehren/
die Mutter solt' auff Kazzen schweeren.
4.
Die Liebe lehrt den Atem hemmen/
sie lehrt den Husten uns beklemmen/
sie lehrt das Bette sacht auffheben/
sie lehrt uns stille Küßgen geben.
5.
Diß lehrt und sonst vielmehr das Lieben.
Doch willstu dich im Lieben üben:
so muß die Faulheit stehn bey seite/
die Lieb' erfordert frische Leute.
6.
Wer lieben wil und nichts nicht wagen/
wer bey dem Lieben wil verzagen:
[108]
der lasse Lieben unterwegen.
Der Brate fleugt uns nicht entgegen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Stieler, Kaspar. Gedichte. Die geharnschte Venus. Filidors Geharnschter Venus fünfftes Zehen. 3. Frisch bey der Liebe!. 3. Frisch bey der Liebe!. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-1892-8