[32] [38]Die Blicke

1774.


An Dora.


Röthliche, goldbesäumte Wolken hüllen
Ihre Strahlen nicht mehr! Sie kommt, die Sonne!
Blickt allgütig lächelnde Freud' und junges
Leben hernieder!
Schimmernder blüh'n die thaubenetzten Fluren;
Jedes zitternde Blümchen athmet Freude,
Strahlt in Regenbogen die Sonnenblicke
Lieblicher um sich.
Himmlischer aber lächelt mir das Auge,
Ach! das Grazienauge meines Mädchens!
Blicket mild in's Herz mir noch ungefühlte,
Selige Freuden!
[38]
Wallendes Leben bebt durch jede Nerve,
Klopft in jeglichem Pulse; frohe Schauer
Strömen in die trunkene Seele namenloses
Entzücken!
Aber ach! Wehmuth blickt mir oft ihr blaues
Auge! Wehmuth und Trübsinn! Dann entquellen
Sehnsuchtsseufzer, thaut mir der Liebe Zähre
Ueber die Wange!
Duftige Nebel locket so die Sonne
Aus dem Blumengefild' am Sommerabend;
Trübe steigt der wolkige Schleier, träufelt
Labende Kühlung. –
Blicke mir, meine Dora, blicke Wehmuth
Mir in's liebende Herz! Auch sie gewähret
Süßes namenloses Gefühl, der Liebe
Traute Gesellin!
Bis du mir einstens (Ahndung lispelt's leise
Ahndung, ach! die zur Hoffnung noch nicht reifte!)
Bis du Lieb' im schmachtenden Auge, Liebe,
Liebe mir lächelst!

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TextGrid Repository (2012). Stolberg, Christian Graf zu. Gedichte. Gedichte. Die Blicke. Die Blicke. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-1956-8