[9] Ein wildes Lied
Viel Sänger singen weit und breit,
Sie singen in Zorn und Harm,
Sie wollen wecken die träge Zeit
Aus des Schlummers bleiernem Arm.
Im Schlummer sterben die Völker hin,
Am Banner schläft der Soldat,
Am Busen der Zeit, der Schläferin,
Da schlummert die große Tat.
Die Freiheit schlummert im harten Schoß
Friedseliger Tyrannei,
Nur der Krämer, er sucht noch ruhelos
Sein goldenes Straußenei.
Viel Lerchen schwirren im Sonnenlicht,
Indes die Gebirge ruhn,
Sie stören den Schlaf der Lawine nicht,
Der Donner, er wird es tun.
Und können die Sänger mit Wort und Klang
Nicht erschließen das Aug' der Zeit:
So wollt' ich, es bräche den Schlummerzwang
Ein großer, grimmer Streit;
So wollt' ich, es stürzte Geschlecht auf Geschlecht
Und donnerte Stamm auf Stamm,
So wollt' ich, es sprengte das Mordgefecht
Der Erde vermorschten Damm.
Komm, Schlachtengebrüll, du Donnerwort,
Mit Wundengeklaff und Tod,
Mit Völkergroll und Völkermord
Und Völkermorgenrot!
[10]
Komm, Klingenwechsel und Schwerterblitz,
Komm, rasselnder Reitersturm,
Vor deinem Atem, du Mordgeschütz,
Zerfahre Mauer und Turm!
Und bricht entzwei die alte Welt,
Vom Stoß zusammengedrückt:
Viel besser, daß sie in Trümmer fällt,
Als daß sie schlafend erstickt.