[Der alte Gondolier hört auf zu plaudern]

[271]
Der alte Gondolier hört auf zu plaudern,
Aus seinen Falten scheint es leis' zu rinnen,
Durch ganz Venedig weht geheimes Schaudern.
So ist's! – Du wardst entfernt und gingst von hinnen,
Doch ängstlich kehrst Du heim mit frommer Treue,
Dein Aug' zu weiden an den teuren Zinnen.
Ich sah Dich schon, es war mit heil'ger Scheue;
Denn Sonnenglorie schwamm um Deine Züge,
Gold war Dein Mantel und Dein Thron der Leue!
Die Welle kam, daß sie sich dienend schmiege
An Deinen Fuß, Du trugst die Mauerkrone,
Um ihre Zacken stob der Sturm der Siege!
Vor seinem Hauche stürzten Kaiserthrone,
Und hingeschmettert wimmerten die Heere
Und sanken Flotten, stolze Amazone!
So sah ich Dich im Schimmer höchster Ehre,
Ein glücklich Weib, um das man gerne würbe –
Nun aber schweifst Du einsam durch die Meere,
Und niemand ist, der für Dich lebt' und stürbe!

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Strachwitz, Moritz von. Gedichte. Aus dem Nachlaß. Aus reiferer Zeit. Venedig. [Der alte Gondolier hört auf zu plaudern]. [Der alte Gondolier hört auf zu plaudern]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-1EF3-7