[166] Mâālstromssage

Der Wind wird frisch und frischer,
Das Boot geht schneebeschwingt,
Der alte Norwegsfischer
Steuert und singt.
Ein dunkles Lied! Die Schären
Erklingen bei jedem Wort,
Und über den rollenden Meeren
Zittert es fort:
Es liegt im Meeresgrunde
Die Schlange Jormungand,
Sie hält die Erdenrunde
Dreimal umspannt.
Und wo im Wirbeldrange
Des Mâālstroms Strudel schnaubt,
Da liegt der Midgardschlange
Mähniges Haupt.
Sie liegt auf Menschengebein, und
Ihr Rachen gähnt weit auf,
Sie saugt den Odem ein und
Stößt ihn hinauf.
Sie atmet wohl im Fluge
Hinunter die stärkste Flott',
Vor ihrem Atemzuge
Schütze uns Gott! –
Das Lied erstarb im Säuseln,
Wir schauten über Bord,
Im Wasser ging ein Kräuseln
Leise nach Nord.
Es kam ein dumpfes Brüllen
Aus Norden schwer heran,
Wir aber lenkten im Stillen
Südwärts den Kahn.

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Strachwitz, Moritz von. Mâalstromssage. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-1FA8-B