251.

In der Auffassung von Walridersken von seiten des Volkes kann man drei Hauptformen derselben bemerken, die indessen keineswegs scharf geschieden sind, sondern sich vielfach vermischen und in einander übergehen. Wie jetzt von den Walridersken geglaubt wird, geht ihr Begriff mehr und mehr in den der Hexen über, so daß ihr Plagen, das Alpdrücken, nur eine der Bosheiten und zugleich Zauberkünsten der Hexen ist. Vgl. 207, 219. Nach einer anderen Auffassung erscheint die Walriderske nahezu wie ein Mensch, der mit der unseligen Leidenschaft des Nachtwandelns behaftet ist. Es sind Menschen in unglücklicher Stunde geboren und verurteilt, andere Menschen zu quälen. Sie sind nicht böse wie die Hexen, sondern können für ihr Schicksal nichts. Die unglückliche Stunde ist jede Zeit in der Galliwoche. Alle in der Galliwoche, d.h. am Gallitage (16. Oktober) oder drei Tage vor- oder nachher geborenen Mädchen sind Walridersken, alle Knaben Nachtwandler (Saterland.) Nach anderen sind Walridersken alle Mädchen, welche nach dem Tode eines nachgeborenen Mädchens wieder an die Brust gelegt wurden und durchsaugen mußten (Saterland). Noch andere sagen, daß unter sieben Töchtern stets eine Walriderske (die siebente oder letzte ist eine Walriderske), wie unter sieben Söhnen ein Werwolf sei (Jeverld.). Die Walriderske treibt nach dieser Auffassung nicht in Fleisch und Bein ihr Wesen, sondern nur ihr Geist macht die Fahrten. Ist die Zeit da, gleichviel bei Nacht oder bei Tage, so zieht der Geist aus und läßt den Körper leblos zurück. Doch verschwimmen Körperlichkeit und Körperlosigkeit in einander.

a.

Ein Mädchen von unbescholtenem Rufe, welches bei einem Bauern in Scharrel als kleine Magd diente, war eines Tages von ihrer Herrschaft angewiesen, in einem Nebengebäude den Teig zum Brote zu kneten. Nach einiger Zeit ging die [465] große Magd hin, um einmal nachzusehen, und fand die kleine Magd in gebückter Stellung am Backtroge stehen, anscheinend leblos. Der Pastor wurde geholt, besichtigte die Scheintote und erklärte, es sei eine Weilriderske; der Geist habe den Körper verlassen, um andere Menschen zu quälen, komme aber bald zurück, und man müsse ja den Körper in seiner Stellung belassen, sonst könne der Geist nicht wieder hineinfinden und der wirkliche Tod trete ein. Das Mädchen sei aber deshalb, weil sie eine Weilriderske sei, nicht schlecht, denn sie könne ihr Schicksal nicht ändern; sie sei eine Unglückliche.

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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. Sagen. Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Erster Band. Erstes Buch. Neunter Abschnitt. B. Walriderske. 251. [In der Auffassung von Walridersken von seiten des Volkes kann man]. a. [Ein Mädchen von unbescholtenem Rufe, welches bei einem Bauern in]. a. [Ein Mädchen von unbescholtenem Rufe, welches bei einem Bauern in]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-20AA-D