d.

In einem Hause zu Oldenburg wurde einst der Bruder der Frau von der Universität zurück erwartet. Alles war zu seiner Aufnahme bereit, die Stube eingerichtet, aber da seine Reise sich etwas verzögert hatte und er des Nachts ankam, fand er alles zu Bette. Er wußte ohne Störung in das bekannte Haus zu gelangen und legte sich ermüdet zu Bette. Aber bald erwachte er von einem starken Lärm im Hause. Es schien ihm, als wenn alle Möbeln in seiner Stube zum Hause hinausgeworfen würden. Er stand auf, aber nun war alles still. Als er sich wieder zu Bette legte, begann der Lärm von neuem und viel stärker. Er stand nochmals auf, und wieder war alles vorbei. Als er sich zum dritten Male ins Bett gelegt hatte, erhob sich ein so heftiges Poltern und Rumoren, daß er sich nicht mehr dabei beruhigte, sondern seinen Schwager und seine Schwester weckte und ihnen die Geschichte erzählte. Sie wunderten sich über seine unvermutete Ankunft, aber noch mehr über sein Erlebnis, denn sie selbst hatten nichts gehört. – Die nächste Nacht ward er wieder von einem schrecklichen Lärm geweckt und sah nun gleich, daß des Nachbars Haus in vollen Flammen stand. Nun kam es aus, daß alle Sachen des Hauses hinausgeworfen wurden. Er selbst aber kam bei dem Brande, als er mit retten wollte, ums Leben. – In derselben Nacht sind auf dem Klavier seiner Schwester, die auf dem Lande wohnte, viele Saiten gesprungen. Die Schwester soll gesagt haben, nun sei wahrscheinlich einer aus ihrer Familie gestorben, denn das künde sich in ihrer Verwandtschaft immer so an.

[140] Ich wurde nachts wach von einem seltsamen Spektakel im Hause; die Kühe zerrten an den Ketten, die Dreschmühle glaubte ich sich drehen zu hören, Türen wurden geschlagen, Kisten und Kasten verschoben u. dgl. mehr. Ich springe aus dem Bette und eile in die Küche, finde und höre nichts, alles ist ruhig. Das Rumoren wiederholte sich in kurzer Zeit noch drei Mal. Jedesmal, wenn ich aufstand, schaute ich nach der Uhr und sah die Zeiger zwei Uhr anzeigen. Dann kam wieder eine Nacht mit Aufruhr im Hause; ich verlasse mein Lager und sehe, daß das Vieh Grund hat, unruhig zu sein. Die ganze Tenne ist ein Feuermeer. Die Nachbarn eilen herbei, ziehen die Kühe aus den Ställen, tragen die Möbeln aus der brennenden Wohnung und es hört sich alles so an, wie ich es in den verflossenen Nächten vernommen hatte. Auch die Uhr war hinausgeschleppt worden und hatte im Gehen innehalten müssen. Als ich sie später besichtigte, sah ich, daß sie um 2 Uhr stehen geblieben war (Bakum). – Von zuverlässiger Seite übermittelt, ist aber verdächtig, denn die Uhrgeschichte wird auch anderswo erzählt.

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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. Sagen. Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Erster Band. Erstes Buch. Vierter Abschnitt. Vorgeschichten. 155. [Nicht immer kündigen sich die kommenden Ereignisse so an, wie sie]. d. [In einem Hause zu Oldenburg wurde einst der Bruder der Frau von]. d. [In einem Hause zu Oldenburg wurde einst der Bruder der Frau von]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-23EC-3