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Hinter dem Reiherholze in der Nähe des jetzigen Dorfs Lintel wohnten vor langen langen Jahren zwei Brüder auf einem großen Bauernhofe. Der jüngste war, wie das in dortiger Gegend Rechtens ist, Anerbe der Stelle, war aber noch minderjährig, und sein Bruder führte über ihn die Vormundschaft. Beide lebten, so lange der jüngste noch nicht zu seinen Jahren war, friedlich bei einander und genossen wegen ihres Fleißes und ihrer Eintracht allgemeine Achtung. Als aber der Volljährigkeitstermin für den jüngsten immer näher heranrückte, und der älteste den Tag kommen sah, wo seine Macht aufhörte und er aus einem Herrn zum Knechte werden sollte, ward er ergrimmt und warf auf seinen Bruder einen bitteren Haß. Nun traf es sich an einem Sonntagmorgen, daß alles Gesinde nach Hude zur Kirche gegangen und nur die beiden Brüder zu Hause geblieben waren. Der jüngere hatte sich in einen Lehnstuhl hinter dem Herde gesetzt und war eingeschlafen. Als der ältere ihn so mit offenem Munde da liegen sah, übermannten ihn Haß und Habsucht. Er griff den Kessel mit kochendem Brei vom Feuer und goß seinem Bruder von der Speise in den Mund. Ein lauter entsetzlicher Schrei, einige gurgelnde Töne, und der Unglückliche war tot. Der Mörder ließ den Toten an seinem Platze, zündete sich eine Pfeife an und begab sich in den Garten, als ob er die Früchte besehen wolle. Seine List gelang. Als die Dienstboten von der Kirche kamen und den Toten fanden, glaubten sie, der Schlag habe ihn gerührt, und der Bruder wußte sich so zu verstellen, daß man keinen Verdacht auf ihn warf. Aber der Mörder hatte von nun an keine Ruhe mehr; überall glaubte [292] er den letzten Schrei seines Bruders zu hören, und auch als er starb, fand er keine Ruhe. Jede Nacht muß er vom Reiherholze nach dem Hasbruch wandern, jenen entsetzlichen Schrei ausstoßend, und mit Grauen erzählen späte Wanderer von dem Ruf und dem schlürfenden Schritte jenes »schrauenden Dinges«. Vgl. 181c.

In Vielstedt spukt ein glühender Pflüger: 179m, auf der Hurreler Heide ein feuriger Stier: 183d. In Moorhausen gab es Zwerge: 257m.

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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. Sagen. Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Zweiter Band. Drittes Buch. Erster Abschnitt. D. Delmenhorster Geest und Hatten. 518. Hude. e. [Hinter dem Reiherholze in der Nähe des jetzigen Dorfs Lintel wohnten]. e. [Hinter dem Reiherholze in der Nähe des jetzigen Dorfs Lintel wohnten]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-2511-0