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Eines Pastoren Frau wurde sehr krank an einem Beine, und alle ärztliche Hilfe war vergebens. Da ließ der Pastor einen Wunderdoktor kommen und gab diesem die Frau in Behandlung. Dieser erklärte, die Frau könne wohl gesund werden, aber dann müsse ihr das Bein abgenommen und dafür ein goldenes angesetzt werden. Der Pastor ließ schnell ein goldenes Bein machen und der Wunderdoktor setzte es an die Stelle des kranken. Nun wurde die Frau gesund. Nach längerer Zeit jedoch wurde die Frau abermals krank und starb, und als sie begraben wurde, legte ihr der Pastor das goldene Bein mit in den Sarg. Die Magd aber, die das goldene Bein bei Lebzeiten oft gesehen und nun auch gesehen hatte, daß es mit in das Grab gekommen war, ging des Abends heimlich zum Grabe und holte das Bein wieder heraus, nahm es mit nach Hause und verschloß es in ihre Kiste. Als sie am nächsten Abend sich auskleidete, hörte sie vor ihrem Kammerfenster eine Stimme, die rief: »Min golden Been, min golden Been!« Die Magd fürchtete sich und ging schnell zu Bette. Am andern Morgen erzählte sie dem Pastoren, was sie gehört, sagte aber nicht, daß sie das goldene Bein genommen habe. Der Pastor antwortete: »Wenn du die Stimme wieder hörst, so frage: Wär hett din golden Been?« Als nun am Abend die Stimme wieder rief: »Min golden Been, min golden Been!« fragte die Magd: »Wär hett din golden Been?« Da rief die Stimme: »Du hest min golden Been!« Die Fenster wurden zertrümmert, eine weiße Gestalt stand vor der Magd und gab ihr einen Schlag, daß sie tot zu Boden sank, dann nahm der Geist das goldene Bein aus der Kiste und verschwand. (Jeverld.)