c.

Als in früheren Zeiten auf dem Ammerlande noch viel Bier getrunken wurde, bereiteten die dortigen Hausleute in der Regel ihr Bier selbst. Das Braugerät befand sich im Speicher, und Knecht oder Magd mußten gewöhnlich abends und nachts das Braugeschäft besorgen. Nun begab es sich in einem Hause, daß die brauende Magd bei ihrer Arbeit durch drei Katzen beunruhigt wurde. Die Tiere sahen sehr unheimlich aus, schlichen sich einzeln herein und setzten sich breit ums Feuer. Sollten sie aus dem Wege gehen, so warfen sie mit Feuerbränden, fauchten und wiesen die Zähne, ja das Mädchen wollte sie sogar sprechen gehört haben. Mit Angst und Not wurde die Braute fertig, allein das Mädchen war um keinen Preis wieder zum Bierbrauen zu bewegen. Das nächste Mal mußte der Knecht es tun, doch dem ging es noch schlimmer, und er brachte das Geschäft nicht einmal zu Ende, sondern verließ sogar den Dienst. Da nun das Gesinde sich nicht halten lassen wollte, und jedermann wußte, daß in dem Hause die Hexen ihr Spiel trieben, so hatte der Bauer viele Mühe, selbst für schweres Geld Dienstboten wieder zu bekommen. Endlich jedoch fand sich ein Knecht für hohen Lohn bereit, nicht nur in seinen Dienst zu treten, sondern auch das Brauen zu besorgen. Derselbe besaß ein Stück Erbsilber, und als die Zeit zu brauen gekommen war, begab er sich getrost in den Speicher und an die Arbeit. Das Silber aber befestigte er in einer Kufe, die ihm zur Hand stand. Gleich darauf kam eine Katze hereingeschlichen, und der Knecht sagte: »Pus, gah sitten un warm di.« Ebenso eine zweite und dritte. Als alle beieinander waren, fragte eine Katze: »Is't Water all heet?« »Nä,« sagte der Knecht. Nach einer Weile fragte die zweite: »Wennehr is't Water am heetsten?« »Wennt kaakt,« antwortete der Knecht. »Nä,« berichtigte die dritte, »wennt strickt« (d.h. eben vor dem Kochen ist, wallt). »Denn schallt nu woll van Paß wäsen,« meinte der Knecht, ergriff seine Kufe, füllte sie, und ehe die Gäste sichs versahen, waren alle drei über und über gebrüht. Mit lautem Geheul stürzten die Katzen zum Speicher hinaus und am andern Morgen war in drei Nachbarhäusern große Klage; in jedem lag nämlich die Hausfrau jämmerlich verbrannt im Bette.


(Vgl. 220m.)

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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. Sagen. Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Erster Band. Erstes Buch. Achter Abschnitt. C. Hexen. 234. [Ein anderes kräftiges Metall ist das Silber, aber nur, wenn es]. c. [Als in früheren Zeiten auf dem Ammerlande noch viel Bier getrunken]. c. [Als in früheren Zeiten auf dem Ammerlande noch viel Bier getrunken]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-2D15-4