e.

Zwischen Hatten und Sandhatten nördlich vom Fußwege hat früher eine Burg gestanden. Nahe dem Burgplatze, von diesem durch den Fußweg getrennt, war noch bis vor wenigen Jahren ein Wasser sichtbar, vier- bis fünfmal so groß wie der Umfang eines offenen Brunnens. Dies Wasser hieß die Wellen und soll der Burgbrunnen gewesen sein. Um die Wellen herum befand sich eine mit Weiden bewachsene Niederung. Der alte Burgplatz selbst wird der Burgerwall genannt. Bei dem Burgerwall und bei den Wellen läuft nachts von 11-12 Uhr ein großer schwarzer Hund umher, der mit einer Kette am Halse rasselt und die Vorübergehenden erschreckt. Es ist ein alter Junker von der Burg, der in dieser Gestalt wiedergehen muß. Einst kam ein Mann in der Nacht von 11-12 Uhr dort vorbei. Bei hellem Mondenscheine sieht er schon von ferne den Hund, auch hört er das Rasseln der Kette. Er geht näher und sieht, daß der Hund vom Burgerwall nach den Wellen geht, also seinen Weg kreuzt. Er bleibt stehen, der Hund gleichfalls. Er geht weiter, der Hund macht es ebenso. Im Vertrauen auf Gott setzt der Mann seinen Weg ruhig fort, und der Hund geht nahe vor ihm über den Pfad. Der Mann schreitet rasch vorwärts und wagt nicht eher, sich umzusehen, als bis er vor Sandhatten ist. – Auch ein Schneider kam einst mit seinem Gesellen zu gleicher Stunde von Hatten. Wie sie noch etwa dreißig Schritte von der Stelle entfernt sind, sehen sie einen schwarzen kastenähnlichen Holzblock vor sich über den Weg ziehen. Erschreckt bleiben beide stehen und sehen das Ding in dem Weidicht verschwinden. Der Gesell, beherzter als sein Meister, springt nach und ruft: »Donner-Schwerenot, wo bliwst du?« während der Meister an allen Gliedern zittert. Es ist aber nichts mehr zu sehen noch zu hören. – Auf dem Burgplatze hat lange ein großer Wallnußbaum gestanden, der im Herbste stets voll Früchte hing. Mehrere junge Burschen aus Sandhatten machten sich nachts auf den Weg, um Wallnüsse daher zu holen. Einer steigt in [296] den Baum, während noch sechs andere unter dem Baume stehen. Da tritt plötzlich ein großer schwarzer Mann an sie heran und fragt: »Jungens, schall ick ok plücken helpen?« Die sechs unter dem Baume ergreifen die Flucht, der auf dem Baume aber ruft: »Jungens, lopt ji? ick finn' 'n Drüffel soeben!« Erst nachdem er sich die Taschen voll gepfropft, steigt er ab und geht seinen Kameraden nach, ohne von dem Manne noch etwas zu sehen oder zu hören.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. Sagen. Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Zweiter Band. Drittes Buch. Erster Abschnitt. D. Delmenhorster Geest und Hatten. 519. Hatten. e. [Zwischen Hatten und Sandhatten nördlich vom Fußwege hat früher]. e. [Zwischen Hatten und Sandhatten nördlich vom Fußwege hat früher]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-3059-4