b.

Vor vielen Jahren ging einstmals ein Schneider zu Jaderlangenstraße, der seine Kundschaft auch über das Moor hin hatte, nach Neustadt, um dort zu arbeiten. Die Leute, bei denen er arbeitete, hatten keine Butter im Hause und konnten ihm darum kein Essen geben. Da sagte die Frau, sie wolle geschwind buttern. Sie füllte die Karne teilweise mit Wasser, holte einen roten Lappen aus einem Schranke hervor, legte ihn unter die Karne und fing an zu buttern, indem sie beständig sprach:


»Ut jedem Hus 'n Läpel vull,
ut Pastoren Hus 'n Pott vull.«

Und wie ein dicker Nebelstreif zog sich von der Haustür her ein gelblicher Strom nach der Butterkarne hin, die bald voll Butter war. Der Schneider hatte alles wohl beobachtet, und weil ihm diese Art, Butter zu machen, wohl gefiel, schnitt er [383] heimlich ein Stück von dem roten Lappen und nahm es mit sich nach Hause. Als es hier auch an Butter zur Speise fehlte, machte er es, wie er es zu Neustadt gesehen, tat Wasser in die Karne, legte den roten Lappen darunter, fing an zu buttern und sprach:


»Ut jedem Hus 'n Pott vull,
ut Pastoren Hus 'n Läpel vull.«

Da kam so viel Butter, daß seine Karne sie nicht fassen konnte, und sie war frisch und gut, nur ungleich von Farbe, weil sie aus verschiedenen Häusern herstammte. – Bald darauf kam ein fremder Mann ins Haus, der an einem Fuße hinkte. Wie der Schneider genauer zusah, bemerkte er, daß der Fremde einen Pferdefuß hatte, und wußte nun gleich, was für einen Gast er bei sich hatte. Der Fremde sagte zu dem Schneider: »Da er so gebuttert habe, gehöre er ihm und solle nun auch ferner so buttern können. Aber er müsse nicht so sprechen, wie er getan, sondern:


›Ut jedem Hus 'n Läpel vull,
ut Pastoren Hus 'n Pott vull,‹

sonst falle es zu sehr auf, und er bekomme auch zu viel Butter. Auch müsse er mit seinem Blute unterschreiben, daß er sein eigen sein wolle.« Damit legte der Teufel dem Schneider ein Buch vor, in welchem schon viele Unterschriften standen. Der Schneider ritzte seinen Finger und schrieb mit dem heraustretenden Blute in das Buch, aber nicht seinen Namen, sondern die Worte:


»Jesus von Nazareth.«


Als der Teufel das sah, schlug er mit seinem Pferdefuß auf den Schneidertisch und entwich durch das Fenster, mußte aber das Buch zurücklassen. Indessen behielt der Schneider das Buch nicht lange, denn es kamen Hexen und holten es weg.

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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. Sagen. Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Erster Band. Erstes Buch. Achter Abschnitt. C. Hexen. 217. [Den eigenen Vorteil suchen die Hexen zum Teil durch dieselben Mittel]. b. [Vor vielen Jahren ging einstmals ein Schneider zu Jaderlangenstraße]. b. [Vor vielen Jahren ging einstmals ein Schneider zu Jaderlangenstraße]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-30B2-B