[431] m.
Einst fand ein Hauwieker im Felde ein Ding, das er nicht kannte. Es war bunt, fast wie ein Ei gestaltet und größer als ein Menschenkopf. Er nahm das Ding mit sich in den Krug, wo die Hausväter des Dorfes versammelt waren, aber keiner kannte es. Da sprach einer, man solle Jan holen lassen, der müsse das Ding kennen, denn er sei schon zweimal zur Kirche gewesen und auch schon zur Stadt. Jan kam und gab sein Gutachten dahin ab, es sei ein Pferde-Ei. »Is 't 'n Pär-Ei,« riefen alle, »denn wewi 't utbröen laten, use Kröger hett 'n ole Märe, de nich got mehr stahn kann un meist ümmer liggt, de schall 't dohn.« Gesagt, getan. Das alte Tier ließ sich leicht bewegen, ruhig liegen zu bleiben und das Ei zu bebrüten, aber es lag vier, fünf und sechs Wochen, und aus dem Ei kam kein Füllen heraus. Und das war natürlich, denn das Ei war ein Kürbis. Endlich wurde Jan gerufen, und dieser meinte nach einigem Bedenken: »Et is en Pulskei (verdorben) oder et is nich recht darum (behext); ick gäwe den Rat, dat Ei wedder hentobringen, wo ji 't krägen hebbt, denn anners kunn 't 'n Unglück bedüden.« Am nächsten Tage wurde dem Finder das Ei wieder übergeben, und das ganze Dorf folgte ihm bis an den Platz, wo er es aufgehoben. Hier warf er es nieder. Das Ei rollte an einem Hügel hinunter und verlief sich in ein Gesträuch, wo eben ein junges Füllen der Ruhe pflog. Erschreckt sprang das Tier auf und floh feldein. Jetzt klatschten alle Hauwieker vor Freuden in die Hände und riefen: »Dat Ei is sprungen, süh, dar geit de Fahle hen, Hieß, Hieß, kumm Hieß, willt di nan Kroge na din Moder bringen!« Aber Hieß kehrte sich nicht daran.