111.

Krankem Vieh gibt man drei Menschenhaare in Mehlballen ein (Rast.). – Beim Wurmschlag oder Verfangen der Kühe erhalten dieselben Warmbier, in welchem der Kadaver oder das Gerippe eines Iltis abgekocht ist (Brake). – Wenn eine Kuh blaue oder dünne Milch gibt, soll man sie in einen Sack pissen lassen und dann den Sack so lange peitschen, bis nichts mehr darin ist (Langförden). – Wenn eine Kuh im Vormagen verstopft ist, werden derselben zwei oder drei Frösche durch den Hals in den Vormagen geschoben; sie sollen mit ihrem zähen Leben die Verstopfung aufwühlen (Rast.). – Oder [96] man gibt ihnen mit derselben Absicht einige lebendige Käfer ein (Rast.). – Oder man gibt ihnen einen Hering mit Teer ein (Holle). – Ist eine Kuh krank, so muß man die Fäsken des Stalles mit Flachsgarn umwinden in Form eines Kranzes. Darauf kettet man die Kuh los und treibt sie mit dem Stock an, durch die umwundenen Fäsken zu gehen. Tut sie das bereitwillig, so ist sie bald geheilt (Löningen). – Ist ein Stuck Vieh an einer Wundkrankheit erkrankt (z.B. Maul- und Klauenseuche), so nimmt man etwas von der Wunde und vergräbt es an einem Freitagmorgen vor Sonnenaufgang auf einem Kreuzwege. – Herrscht in einem Hause eine Seuche unter dem Vieh, so nimmt man etwas von einem krepierten Tier, wickelt es in ein Totenlaken (Laken, worauf oder worunter ein toter Mensch gelegen) und legt dies draußen hin. Nimmt jemand das Totenlaken mit, so ist man die Krankheit los und der Besitzer des Totenlakens hat sie in seinem Hause. Vgl. 85. (Amt Wildeshausen). (Es geht aus dieser Mitteilung hervor, daß, wie man eine Krankheit wegbringen, man sie auch auf demselben Wege erhalten kann, möglicherweise durch schlechte Menschen. Es wird behauptet, daß Menschen, die anderen feindlich gesinnt sind, auf deren Gehöft gehen und dort vor der Stalltür oder im Stalle selbst ein Stück von einem krepierten Vieh vergraben.) (Wildeshausen.) – Gegen Rheumatismus und Gicht gibt man dreizehn Regenwürmer in Branntwein und schluckt das ganze hinunter (Edewecht). – Gegen Harnbeschwerden nimmt man sieben Holzwürmer in Milch gekocht (Oldenbg.). – Bei Frostschäden muß man zerquetschte Regenwürmer auf die wundigen Stellen legen. – Zahnschmerzen kann der beseitigen, der einen Maulwurf in der Hand sterben ließ. Eine solche Hand behält 2 Jahre lang die Heilkraft. (Stammt aus der Gegend von Ankum.) – Gegen Blasenleiden nimmt man Urin von einem verschnittenen Schwein (Borgswien) oder eigenen Urin. Letzterer hilft auch gegen das Bettnässen. (Goldschmidt, a.a.O.) – Eine Pracherlus – eine Laus von einem Bettler – in einen hohlen Zahn gesteckt hilft gegen Zahnweh (Goldschmidt, S. 124). – Warzen vergehen, wenn man das Wasser, welches dem Vieh beim Saufen wieder aus dem Maule läuft, über die Hand rinnen laßt (Holle). – Gegen Gelbsucht dienen 7 lebendige Läuse auf Butterbrot gegessen (Zetel). – Eine getrocknete Fuchszunge auf dem Herzen getragen, schützt gegen Gesichtsrose (Butjadgn.).

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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. Sagen. Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Erster Band. Erstes Buch. Dritter Abschnitt. 3. Vertreibung vorhandener Übel. C. Verschiedenes. 111. [Krankem Vieh gibt man drei Menschenhaare in Mehlballen ein (Rast]. 111. [Krankem Vieh gibt man drei Menschenhaare in Mehlballen ein (Rast]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-3495-2