6. Das Unwetter und Churfürst Joachim I.
Zu dem Churfürsten Joachim dem Ersten kam eines Tages ein Sterndeuter, sprechend, wie er in den Sternen gelesen, daß noch desselbigen Tages ein grausames Unwetter über Berlin losbrechen werde, so daß zu besorgen stände, beide Städte, Berlin und Cölln, möchten untergehen. Er rieth deshalb dem Churfürsten, sich mit seiner Gemahlin in Sicherheit zu begeben. Der Fürst erschrak über solche Kunde, und ist alsbald mit seiner Gemahlin, der jungen Herrschaft und den vornehmsten Bedienten auf den Tempelhofischen Berg gezogen, um die Begebenheit der beiden Städte abzuwarten. Allein lange wartete er dort vergebens. Wie sie nun schon fast den ganzen Tag auf dem[94] Berge sich aufgehalten, und aus dem Wetter nichts hat werden wollen, da hat ihn endlich seine Gemahlin, welche eine sehr gottesfürchtige und christliche Fürstin gewesen, flehentlich gebeten, daß er möge wieder hineinziehen in die Stadt, und bei seinen armen Unterthanen abwarten, was Gott der Herr thun wolle, weil sie es vielleicht nicht allein verschuldet. Darüber ist der Churfürst bewogen, gegen Abend wieder nach Cölln zu fahren. Ehe er aber noch an das Schloß gelanget, hat sich ein Wetter heraufgezogen, welches so schnell und so stark geworden, daß es dem Churfürsten, wie er gerade unter das Schloßthor hat fahren wollen, seine vier Pferde vor dem Wagen sammt dem Kutscher erschlagen hat. Sonsten hat es jedoch keinen Schaden gethan. Dieses hat sich zugetragen am 15. Juli 1525.
Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 2. S. 509. 510.