52. Das Aussterben der Herzöge von Pommern.
Seit dem Tode des Herzogs Barnim IX. hat das Pommerland unter seinen angestammten Herzögen wenig gute Sterne mehr gehabt, und es ist insonderheit merkwürdig gewesen, daß kein Herzog nach ihm, der zu Stettin regieret, im Stettinschen Lande mit einem Erben, sei es männlichen oder weiblichen Geschlechts, gesegnet gewesen, bis denn zuletzt der ganze Stamm ausgestorben. Solches ist auch durch vielfache Wunderzeichen zum öftern dem Lande angedeutet worden. Was sich bei dem Tode des Herzogs Barnim IX. selbst auf der Oderburg begeben, haben wir schon erzählet. Außerdem sind noch folgende Begebenheiten gar merkwürdig:
Als im Jahre 1603 Herzog Barnim XII. gestorben war, da begab es sich bei seinem Leichenbegängnisse zu Stettin, daß in dem Augenblicke, als die Leiche erhoben wurde, sich auf einmal ein heftiges Gewitter erhob, mit Regen, Hagel, Donner und starken Blitzen. Wie die Prozession mitten auf ihrem Wege zur Kirche war, in welcher die Beisetzung geschehen sollte, fiel auf einmal ein großer, heller Blitz von Nordosten her in den St. Jacobi Kirchthurm, und [87] schlug hinein, daß der ganze Thurm rauchte, obwohl doch kein Feuer enstanden war. Solches Unwetter legte sich eben so plötzlich, sobald die Leiche in die Kirche gebracht war, und es schien jetzt urplötzlich wieder die helle Sonne.
Im Jahre 1616 entstand auf einmal zu Stettin ein großer Sturmwind, der von der Schloßkirche zu St. Otto den Knopf herunterwarf, und die Spitzen daran verbog. Man wußte zuerst nicht, was dieß bedeuten solle, bis man bald merkte, Gott wolle ein Zeichen geben, daß die Säulen des Landes erbeben sollten; denn die jungen Pommerschen Fürsten, die dazumalen lebten, und deren sechs auf einmal gewesen waren, starben in Kurzem Einer nach dem Andern dahin.
Im Jahre 1625 geschah es bei einer Musterung zu Wolgast, daß einem Soldaten von ungefähr das Gewehr losging, und die Kugel die Fahne traf, und mitten durch das Pommersche Wappen fuhr, so daß dieses verdorben wurde, als wenn es mit einem Messer oder mit einer Scheere herausgeschnitten wäre. In der Schloßkirche zu Stettin aber fiel zu derselben Zeit die herzogliche Krone, die darin aufgehängt war, von selbst zur Erde, und einem gewappneten Steinbilde, welches, zum Gedächtniß der verstorbenen Fürsten, an einer Säule stand, fiel das Schwert urplötzlich ohne alles menschliche Zuthun aus der Hand.
Am schrecklichsten waren solche Zeichen im Jahre 1637, welches mit dem Tode des letzten Herzogs, Bogislav XIV. eine so große Veränderung über das Land bringen sollte. Im Hornung dieses Jahres sah man einmal früh Morgens um 3 Uhr zu Stettin bei einem heftigen Sturm in Norden einen ganz weißen Flecken am Himmel, und in demselben einen großen Klumpen Feuer, der nach einiger Zeit neben den Windmühlen zur Erde fiel, und die ganze Wintersaat [88] des Ortes versengte und verdarb. Gerade vierzehn Tage hernach starb der Herzog.
Etliche Wochen nach dem Tode des Herzogs sahen die sämmtlichen Prediger zu St. Jacob in Stettin, wie die Sonne zuerst ganz ohne Strahlen war, dann einen schwarzen Balken bekam, der mitten durch sie hindurch ging, und wie sich dann eine schwarze Kugel durch sie bewegte, bis sie endlich roth wie dunkles Blut wurde.
Zu Colberg hat man zu derselben Zeit einen langen Kometen gesehen, mit einem Drachenschwanz und einem feurigen Rauch. Darauf hat sich über der Stadt ein großer Löwenschwanz gekrümmt, welchem zwei Löwengesichter, dann zwei Bärenköpfe und zuletzt zwei Reuter auf zwei aschgrauen Rossen gefolgt sind; diese sind gegen einander gerannt, und hat der Eine von ihnen mit einem großen blanken Schwerte zweimal um sich gehauen. Am Tage nachher hat man sogar große Heere in der Luft gesehen, die sind von Norden und Süden her gegen einander gezogen, ingleichen zwei wilde Thiere, und hat das vom Norden gesiegt. Darauf sind drei Schüsse in der Luft gefolgt, und zuletzt hat man die ganze Stadt Colberg mit Kirche, Rathhaus und allen Häusern sichtbarlich am Himmel abgebildet gesehen.
Solche und viele andere Wunderzeichen hat man sich denn wohl deuten können.
Micrälius. Alt. Pommerl. I. S. 369. 402. II. S. 64. 116. 263. Cramer, Gr. Pomm. Kirch. Chron. IV. S. 136.