[538] 95. Mannigfaltig und doch einig

Eigene Melodie

1.
Die Blümlein, klein und groß, In meines Herren Garten,
Wie prangen sie so schön!
Von mancherlei Gestalt, Von Farb', Geruch und Arten
Sie durcheinanderstehn.
2.
Wie prangen sie so schön! Dem Auge sie gefallen,
Das Gottes Wunder meint;
Da seiner Weisheit Strahl Und Tugenden in allen
Nach jedes Art erscheint.
3.
Hier Herzenseinfalt grünt, Da heil'ge Weisheit blühet,
Dort wächst Geduld beim Kreuz,
Hier süße Andacht man, Da Rein-, dort Kleinheit siehet,
Kurz, Schönheit allerseits.
4.
Vom Glauben Paulus schreibt, Johannes von der Liebe,
Die Hoffnung Petrus stärkt,
Jakobus auf die Werk' Als Glaubensfrüchte triebe,
Den Irrtum Judas merkt.
5.
Ein Jüngling will zum Kampf, Ein Vater zum Beschauen,
Die Braut vom Lieben red't,
Ein Herzenskind spricht süß Vom kindlichen Vertrauen,
Ein Beter vom Gebet.
[539] 6.
Mit Jesu Kindheit will Sich dort ein Herz verbinden,
Zum Kreuz hat jener Mut,
In Gottes Gegenwart Kann dieser alles finden,
Und der in Christi Blut.
7.
Hier weint die Sünderin, Dort kriegt ein Zöllner Gnade,
Der eitle Sohn beklagt's,
Johann ist treu und nichts, Nathanael gerade,
Der reiche Joseph wagt's.
8.
Maria schweigt dem Herrn Und kehrt sich nicht an'n Handel,
Die Martha dienet gern,
Ein Hirte nützt durchs Wort, Ein Schaf durch Sinn und Wandel;
Doch alle sind des Herrn.
9.
So wirkt der Eine Geist, Nachdem es ihm gefället,
Den unterschiednen Glanz;
Wird dann ein jeder Stein An seinen Ort gestellet,
So ist der Tempel ganz.
10.
O Pracht der Himmelsstadt, Da solche Edelsteine
Von tausend Arten seind!
Dies ist die wahre Kirch', Der Heiligen Gemeine,
Die hier so arm erscheint.
[540] 11.
O schönes Paradies, Drin solche Blumen prangen
Und blühen immerfort!
Möcht' ich hier blühen schon, Gestalt und Schmuck erlangen,
Der auch noch schöne dort!
12.
Du glorioses Haupt, Das alle deine Glieder
Mit Einem Geist durchdringst,
Blas in mich dürres Bein, Bis du's auch völlig wieder
An seine Stelle bringst!

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Tersteegen, Gerhard. Gedichte. Geistliches Blumengärtlein. Drittes Büchlein. 95. Mannigfaltig und doch einig. 95. Mannigfaltig und doch einig. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-442C-F