601. Von einem ledigen Entsinken in die Gottheit
Mein Gott hat mich getröstet wohl,
Wenn ich ganz leer bin, wie ich soll,
Er mich herstellt und neu will machen;
Könnt' ich nur gänzlich ledig stehn,
Mit Christus immer weitergehn,
[184]Das wär' die reichste Sach' der Sachen!
Doch will er mich noch weiterbringen,
Ich soll ins Meer der Gottheit dringen;
Da bin ich aller Sorgen ohn',
Da stört mich keiner Stimme Ton.
Ach Gott, wie wohl, wie reich, wie selig
Schwimmt man im Meer der Gottheit ja!
Nur Gott ist unsre Sache da,
Das Herz ist trostesvoll und fröhlich.
Gott mir verspricht dies ew'ge Leben,
Er wird mir's auch gewißlich geben;
Nur daß ich, vom Geschaffen frei,
Auch Eins, mit Einem eines sei.
Der Liebe Kraft mein zart Gesicht
Stets hält auf Gott allein gericht't,
Ach Gott, wie wohl, wie reich, wie selig,
Schwimmt man im Meer der Gottheit ja!
Nur Gott ist unsre Sache da,
Das Herz ist Trostes voll und fröhlich.
Nach Tauler