[113] Verona

Seid mir gegrüßt, du alte Veste,
Du schönes Land, ihr lieben Hügel,
Du schöner Strom,
Und all ihr zarten Erinnerungen,
Die wie frohe Kinder, mahnend, neckend,
Sinnig lächelnd um mich gaukeln,
Mir dies und jenes zeigen:
Den alten Dom,
Der Scaliger Grabmal,
Das weite Theater,
Der zärtlichen Julie Begräbniß,
Vor allen aber die Spuren
Des alten Helden
Dietrich's von Bern.
[114]
Ja, ich wähne die hohe Gestalt
Dort oben bei den alten Zinnen zu schauen,
Mir ist, ich seh die Heldenschule,
Die ihn kräftig, trotzig, muthwillig umringt,
Ihn Bruder, Vater, Lehrer, Fürst und Musterbild begrüßt.
Der greise Hildebrand
Ergeht sich im trostreichen Gespräch
Mit Wolfart und Dietlieb.
Die hohe Pracht der Niebelungen
Steigt verklärt aus den Wolken herab,
Und wie die Helden wieder schwinden,
Der holde Wahnsinnstraum
Dem Begeisterten entfleugt,
Klingen doch die vollen Töne,
Jenes alten deutschen Liedes,
Jener Starkmuth, die Lebenskraft
Nach im Ohr, und mir wird schwer
Die Thräne rückzuhalten.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Tieck, Ludwig. Gedichte. Gedichte. Dritter Teil. Reisegedichte eines Kranken. Verona. Verona. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-53E5-5