[11] Pergolese

Ein Jüngling wandelt durch die Waldesgrüne,
Einsam, verlassen, seufzend und in Thränen;
Was will sein Händeringen doch ersehnen!
Was sagt die trübe, liebe Leidensmiene?
Bald ists, als ob ein Engel ihm erschiene,
So schaut er in das Grün mit hohem Sehnen,
Er spricht mit Vögeln, mit der Luft im Wähnen,
In Zweigen neigen Arme sich zur Sühne.
Da lächelt er in Andacht und in Liebe,
Die Sonne scheint auf ihn mit rothen Lichtern,
In Glorien wallt der Tag und küßt ihn scheidend.
Ach, daß der goldne Glanz zugegen bliebe!
Die Nacht steigt auf mit Wolkenangesichtern,
Das Dunkel faßt ihn und er spricht süß leidend:

[Erquicklich war und nicht umsonst mein Wallen]

[12]
Erquicklich war und nicht umsonst mein Wallen,
Maria, Mutter, Sohn und ewge Liebe,
Ich kann in Tönen sagen wie ich liebe,
Ich schönen Weisen soll mein Preisen schallen.
Bist, Jesus, du vergessen denn von allen?
Mein Herz, mein Schmerz treibt mich zu deiner Liebe,
Die Mutter, Sohn, weiß wohl wie ich dich liebe,
Laß dir gefallen denn mein kindlich Lallen.
O sende du aus deinem lichten Himmel
Die kindlichsten der Englein zu mir nieder,
Mein Herz ist offen, thu es, Gott, mein Vater!
Wir zünden an das rauschende Getümmel,
Ich sterbe gern am Schluß der süßen Lieder,
Denn viel' entzückt nach mir mein Stabat mater.

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Tieck, Ludwig. Pergolese. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-5408-F