[196] Carneval

Freudiger und lichter
Wird mir mit jeder Wiederholung
Dieses bunte Getümmel.
Wohlthuend, befreiend,
Wirkt so die Thorheit
Froh und ungestört geübt,
Sie löset und lüftet
Des Mißbehagens und Zürnens,
Der Bosheit, des Grolles
Tausendfältige verschlossene Ursachen.
Was Weisheit und Gesetz nicht vermag,
Die Religion selbst ohnmächtig bekämpft,
Beschwichtigt der Taumel des erdichteten Wahnsinns.
[197]
Und die schönen Larven
Hat Amor selbst erfunden,
Sie verstricken Aug' und Herz.
Die reizenden Gewänder, der freie Fuß,
Das schlanke volle Bein, der weiße Nacken
Und die verhüllten dunkeln Augen
Bethören den Sinn.
Doch wieder ernüchtert
Erwacht die Seele vom Rausch,
Wenn am Abend
Die Schöne statt der Maske
Das eigne Antlitz zeigt,
Der Reiz erstirbt, und die Alltäglichkeit
Spricht aus den ermüdeten Gestalten.

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TextGrid Repository (2012). Tieck, Ludwig. Gedichte. Gedichte. Dritter Teil. Reisegedichte eines Kranken. Carneval. Carneval. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-54E2-3