[43] Der Junggesell

Es rauscht der Wald, es springt der Quell,
Die Sonne scheint hernieder,
Da wandert froh der Junggesell,
Singt Baum und Felsen seine Lieder
Dem muntern freien Blut
Die ganze Welt so hold und freundlich thut.
Da unten ist der Städte Zahl,
Da wohnen Noth und Leiden,
Die Armuth klagt im stillen Thal,
Sich wollen Ehleut scheiden,
Da wandert fort, eilt weg so schnell
Der muntre lustge Junggesell.
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Und will die Lieb' ihn listig fangen,
Lockt ihn die Sehnsucht und Genuß,
Er küßt die Lippen und die Wangen,
Vermeid't des Ehestands Verdruß,
Spannt man die Heiraths-Netze aus,
Gleich dreht der Knabe sich zur Thür hinaus.

Notes
Aus »Leben und Thaten des kleinen Thomas, genannt Däumchen«. Erstdruck in: »Phantasus«, Bd. 2, Berlin (Realschulbuchhandlung) 1812.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Tieck, Ludwig. Der Junggesell. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-5653-F