[167] Campo Vaccino

So oft mein Fuß hier wandelt
Vernehm' ich Geistergeflüster,
Herab vom hohen Capitol,
Durch der Säulen Lockenhaupt,
An den Pallasttrümmern Cäsars.
Welche Welt lehrt aus dem Schutte,
Aus des Coliseums Wölbungen,
Vom Friedenstempel, und Titus Triumph,
Welche Sage wandelt noch Wunder sprechend
Unter diesen Bögen!
Hier müssen in heiliger Stimmung
Fürsten und Priester einhergehn,
Und der Denker, dem die Geschichte
Gottes Gegenwart furchtbar zeigt,
Furchtbar und tröstend,
Erschütternd und beruhigend.
[168]
Schaut alle hier die schmerzlichste Wunde,
Die die Zerstörung schlug,
Und die noch immer blutet.
Hier spricht der zuckende Leichnam
Erhabne Worte.
Aber die Sterblichen
Wandeln ruhig dahin,
Und wohl ist Allen,
Daß ein lächelnder Genius
Ihnen schalkhaft die hüllende
Binde vor das Auge geheftet.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Tieck, Ludwig. Gedichte. Gedichte. Dritter Teil. Reisegedichte eines Kranken. Campo Vaccino. Campo Vaccino. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-574B-C