Ein Frühlingsabend

Ein Strauch voll Larven; Abendföhn im März;
Ein toller Hund läuft durch ein ödes Feld
Durchs braune Dorf des Priesters Glocke schellt;
Ein kahler Baum krümmt sich in schwarzem Schmerz.
Im Schatten alter Dächer blutet Mais;
O Süße, die der Spatzen Hunger stillt.
Durch das vergilbte Rohr bricht scheu ein Wild.
O Einsamstehn vor Wassern still und weiß.
Unsäglich ragt des Nußbaums Traumgestalt.
Den Freund erfreut der Knaben bäurisch Spiel.
Verfallene Hütten, abgelebt' Gefühl;
Die Wolken wandern tief und schwarz geballt.
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Notes
Erstdruck in: Der Brenner (Innsbruck), 3. Jg., H. 5., 1912/13.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Trakl, Georg. Ein Frühlingsabend. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-57D1-B