Landfahrer und Abenteurer
Franz Blei hat (bei Georg Müller in München) ein reizendes kleines Buch erscheinen lassen –›Landfahrer und Abenteurer‹ heißt es. Herr Blei hat sich da so über alten Büchern und Memoiren kleine Geschichten ausgedacht und ein bißchen la fortune korrigiert, denn die Wirklichkeit mochte ihm nicht immer gefallen. »So wirds schon nicht gewesen sein«, sprach er, wenn es dem Helden nicht eingefallen war, so pointenreich oder auch pointenlos zu leben, wie es der Herr Doktor Blei gern gewollt hätte. Im Interesse einer feinen Literatur. Und er verbesserte, feilte, korrigierte – und es entstanden so allerliebste Dinge wie der ›Herzog von Praslin‹ oder ›Buck Whaley‹ oder ›Nikodem von Nifen‹. Alles Leute, die bestimmt nie gelebt haben, deren Lebensgeschichte Blei aber mit bewundernswertem Ernst zu erzählen sich hinsetzt. Oder haben sie gelebt? Ganz gleich; wenn sichs nur hübsch anhört. Und das tut es.
Er hat den Typ des Abenteurers eigentlich sehr klar gesehen. Ohne die Fahne der Romantik, in die sonst die Erzähler ihre Männer einzuwickeln lieben. Ah, da ist einer, zum Beispiel, der abenteuert, wie andre schneidern oder sonst ein Handwerk treiben. Was sind Sie? Ich? Ich bin Abenteurer. Solche Leute sind das. Oder andre sind da, die wissen kaum etwas von sich, aber alles von der wilden Welt, in der sie herumrackern, daß es eine Art hat. Sehr kluge Bemerkungen fallen so nebenbei, und das Ganze ist in einem untadeligen Deutsch verfaßt. Der ›Herzog von Praslin‹ etwa (zuerst hier erschienen) ist ein resignierter Kriminalroman, aber so menschlich gesehen, so pathoslos, so vernünftig, daß mans fast glauben möchte – wenn der Autor nicht Blei hieße. Der kann große Menschen im Marionettenstil schön erkenntlich machen: er baut ein kleines Theaterchen auf, bewegt selbst die Drähte, spricht alle Rollen persönlich und versteht es gut, grade die weiblichen Puppen zu bewegen.
So lächelt man, ist angenehm unterhalten und klappt das Buch bekümmert zu, weil es nicht länger ist.