Nur

Dies singt eine Dame im Dreivierteltakt

Manchmal auf Bällen und Festen
tritt in den Saal ein freundlicher Mann,
an Geist und Kultur von den Besten . . .
und macht sich an die Frauen heran.
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Doch schon nach wenigen Minuten
ist alles zersprungen wie Glas –
Von Geist keine Spur,
nichts mehr von Kultur:
Nur – nur – das.
Berühmtheit ist ja kein Einwand
gegen Männer, die in den Filmen stehn.
Ich lüpfte neulich die Leinwand,
ich wollt mal einen näher sehn.
Ach, war das eine Enttäuschung!
Ich bekam einen kältenden Haß –
Von Herz keine Spur,
eine Karikatur . . .
Und
nur – nur – das.
Ich nahm den Tee und den Kuchen
in Berlin und Frohnau und mal hier und mal dort.
Nun, dacht ich, willst mal versuchen
eine Freundschaft mit einem Herrn vom Sport.
Der bricht das eigne Training –
auf wen ist denn heut noch Verlaß . . . ?
Von Hirn keine Spur,
eine hübsche Figur –
aber sonst
nur – nur – das.
Wie kann man Frauen so verkennen?
Mein Gott, sie sind ja gar nicht so!
Gewiß, es will jede entbrennen . . .
aber doch nicht stets und irgendwo!
Auf Harfen kann jedermann klimpern,
es fragt sich nur: Wer spielt – und was . . .
Und spielt er dann nur nach unsrer Natur –:
Dann gern
auch das.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Tucholsky, Kurt. Nur. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-5BAD-0