Nach der Schlacht

Wenns mir mal schlecht geht, wird mich keiner kennen.
Ein fremder Hunger langweilt fürchterlich.
Und mancher sagt, hört er den Namen nennen:
»Ja, ich erinnre mich . . . «
An allen Türen klingle ich vergebens.
Ich schlucke so, wenn ich da draußen steh.
Es bleibt als Fazit eines ganzen Lebens:
»Mein Gott, das ist passé –!«
Es kommt ein Freund aus frühem bessern Tagen,
der spricht mit mir ein gutes Männerwort
und spricht und schenkt mir einen alten Kragen
und macht rasch wieder fort.
Wenns mir mal schlecht geht, will ich mich verstecken.
Da sind ja andre noch viel schlimmer dran:
Da gibt es welche bettelnd an den Ecken.
Die stehen Mann für Mann.
Was klag denn ich, wenn ich einst nicht mehr tauge?
Den andern ward, nach blutigem Höllentanz,
mit Holzbein und mit ausgelaufnem Auge
der Dank des Vaterlands.


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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Tucholsky, Kurt. Nach der Schlacht. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-5C16-B