Der Meineid
Wenn denn Jeorjen seine Fauste
in Lottchen ihre Augen sauste,
denn freute sich det janze Haus.
Indem daß alle einich waren:
ne Frau von vierunddreißig Jahren,
die sieht jefälligst anders aus.
Na, det will ick mein –!
Von wejen: sich die Backen pudern
un nachts mit fremde Kerle ludern –
man weeß doch, wat det heißen soll!
Wer Ohren hat, kann manches hören . . .
»Det könn wa allesamt beschwörn –
er haut ihr nachts den Buckel voll!
Frau Grimkasch sacht auch.«
Frau Grimkasch hats von Frollein Klüber,
die wohnt Jeorjen jejenüber,
wer richtich kieken kann, der sieht.
Frau Grimkasch sacht noch uffn Flure:
»Na, wissen Se, die olle Hure . . . !«
denn jehn se alle nach Moabit.
Morjens halb zehn, zweiter Stock.
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Da stehn se nu wie Orjelpfeifen;
die Weiba fangen an zu keifen,
der Richter ruft: »Immer eine nur!«
Det sind nu Fraun von Kommenisten,
von Jelben un von Sozialisten . . .
hier is det allens eine Tour.
Denn nischt jreift so det Herze an
wie die Sorje um den Nebenmann.
Nu wird man die Pochtjehsche hören.
»Jawoll! Det kann ick jlatt beschwören!
Der kleene Horst stand ooch dabei!
Frau Grimkasch sacht, die Klübern hätte
die beiden überrascht int Bette –
und det Klosett wah auch nich frei!
So wahr mir Gott helfe!«
Der Richter schreibt det in die Biecher.
Der Staatsanwalt mit seinen Riecher . . .
Meineidsverfahren! Alle Mann.
Frau Grimkasch. Lottchen mit de Prüjel,
der janze linke Seitenflüjel –
die treten alle nochmah an.
Acht Jahre Zuchthaus.
Wat nehmlich unsa Staat ist heute –:
pisaken sone kleinen Leute,
det kann er nämich meisterlich.
A seine Deutschen Arbeit jehm
un Licht un Luft un jutet Lehm . . .
det kann er nich.
Det kann er nich.