Zensurdebatte

Im Reichstag haben sie über Zensur gesprochen
und alle Mißgriffe derselben fürchterlich gerochen.
Herr Gothein hat es ausführlich in den Saal hineingeredet,
groß sei das Debet derselben, aber klein ihr Kredit.
Und auch Herr Müller-Meiningen hat sich dahin ausgelassen:
neben England müsse man dieselbe am meisten hassen.
Dann haben sich aber die Vertreter der Regierung erhoben
und sagten: man müsse dieselbe ertragen, aber nicht loben.
Und wenn die Offiziersburschen mit den Dienstmädchen gingen,
so sei das geheim; über Truppenbewegungen dürfe man nichts bringen.
Und auch Herr von Tirpitz gehöre wie die Papierverteilung zu denjenigen Sachen,
deren diskrete Geheimhaltung vor den Feinden uns viele Sorgen machen.
Und so wurde noch allerhand hin-, beziehungsweise herverhandelt.
Es steht aber nicht zu befürchten, daß sich in nächster Zeit etwas wandelt.
Und wie in alten Schultagen fühl ich beklommen:
Wir haben eine miserable Zensur bekommen!

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TextGrid Repository (2012). Tucholsky, Kurt. Werke. 1918. Zensurdebatte. Zensurdebatte. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-5F5C-A