Selbstbesinnung

Fort mit der sonst so aktuellen Harfe!
Heut pfeif ich mir nach eigenem Bedarfe
auf meiner Flöte einen in Cis-Moll
von dem, was ist; von dem, was werden soll.
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Von dem, was ist . . . Kaum kann uns etwas schrecken.
Mars schlägt mit Wucht auf sein verzinktes Becken –
laß bluten, was da bluten mag –
und er regiert die Stunde und den Tag.
Und er regiert die Stunde und das Jahr –
bedenk, wer damals noch am Leben war!
Und leise spielt – wie waren wir doch jung! –
der Leierkasten der Erinnerung.
Wie kannst du dich in all dem wiederfinden?
Du magst dich mühsam durch Systeme winden,
durch Pflichten, die es geben muß und gibt –
du siehst dahinter und wirst unbeliebt.
Laß dich von keinem Schlagwort kirren!
Von keinem Vollbart dich beirren!
Es schenkt dir niemand was dazu –
bleib, was du warst; bleib immer: Du!
Geheimrat Goethe sang nicht minder
vom höchsten Glück der Erdenkinder –
er war Ministerpräsident
und also sicher kompetent.
Man kehrt nach aller Schicksalstücke
doch immer auf sich selbst zurücke.
Drum wünsch ich dir nach dem Gebraus
dein altes, starkes, eignes Haus!

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TextGrid Repository (2012). Tucholsky, Kurt. Werke. 1916. Selbstbesinnung. Selbstbesinnung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-640C-2