Über den Dächern

Über den Dächern
schwebt Rauch
und ein sanftes Gebimmel
klingt von den Türmen der Stadt.
Meine Sehnsucht fliegt in den Himmel.
Wie es durch das Fenster zieht . . . !
Wozu arbeiten?
Wozu tätig sein?
Wozu in die Versammlungen gehn?
Ich habe nur meine beiden Hände.
Was steht am Ende –?
Das habe ich an Vater gesehen.
Wie es durch das Fenster zieht . . . !
Diese Dachkammer hat der alte Mann.
Dafür fünfundfünfzig Jahre
Arbeit, keinen Tag Urlaub,
Sorgen und graue Haare.
Meine Gedanken hängen am Horizont –
Wo ist unser Glück . . . ?
Und da kommen plötzlich alle meine Gedanken zurück.
Gleich springe ich auf die Beine
und werfe die Arme um den Leib,
weil mich friert . . .
Ich bin nicht mehr allein.
Wir sind stark, wenn wir zusammenhalten:
die Starken und Schwachen, die Jungen und Alten.
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Wenn nur der Wille fest bleibt und unsere Partei.
Da bin ich dabei.
Noch einmal sehe ich über die Stadt
und die Dächer . . .
Schon mancher hat mit trocken Brot und armseligem Essen
in so einer zugigen Dachkammer gesessen.
Mancher, der nachher ein Reich erobert hat.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Tucholsky, Kurt. Werke. 1931. Über den Dächern. Über den Dächern. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-6A36-1