Ich dachte schon . . .

Ich dachte schon, als Willi türmte,
nun wärs für unsereinen aus.
Was mich, ich muß es sagen, würmte,
denn gern geht kein Akteur nach Haus.
Ich schnallte schon die Harfe ab
und wankte in ein frühes Grab.
[113]
Doch hundert Schritte vorm Portale –
was hört da mein entzündet Ohr?
Aus Phrasenlärm mit einem Male
schallt ein Kommando frisch hervor.
Der Vater Noske . . . Ach, zum Speiben . . .
Ich dachte mir: Da kannst du bleiben!
Ich blieb, und was ich nun erlebte,
gemahnt mich an die alte Zeit . . .
Wenn ich den Herren eine klebte,
geschahs aus liebem Zeitvertreib –
Ich danke fröhlich Gott dem Herrn:
Heut tu ich es noch mal so gern.
Da haben wir den alten Kummer,
den alten Dreh, den alten Wahn –
die beste wilhelminische Nummer
hat mir es nicht so angetan.
Wenn Weimar singt, grins ich erbaut:
Wie ist mir dieses Lied vertraut!
Ich dachte schon, ich sei erledigt . . .
Gott nahm mich unter seinen Hut.
So eine fette Fastenpredigt
ist nach wie vor für viele gut.
So lang ihr diesen Schiebern borgt:
Ich bleibe da –
Für mich ist ausgesorgt!

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Tucholsky, Kurt. Werke. 1919. Ich dachte schon . . .. Ich dachte schon . . .. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-6CC1-E