Das Sozialistengesetz 1878

Vor fünfzig Jahren kriegten sie die Partei zu fassen –
vor fünfzig Jahren haben sie ein Gesetz erlassen,
das war kein Gesetz!
das war ein Gehetz!
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Hetze auf alles, was auf Seiten der Arbeiter stand,
Hetze in der Fabrik, Hetze in Stadt und Land –
Gegen Ausweisung aber und Streikverbot und Krawalle
stand die Partei –:
Alle für einen! Und einer für alle!
Und wie sehen die sozialistischen Führer heute aus?
Du armer Arsch! die ziehen die Leute aus!
Was früher Bebel und Mehring und Liebknecht geheißen,
heißt heute Noske und dient den Preußen –
und steht in dürftiger Maskerade
auf der andern Seite der Barrikade!
Damals: Opfer. Heute: Verräter.
Damals: Klassenkampf. Heute: Besetzt! Bitte später!
Damals: Klarheit. Heute: Pst, nicht so laut!
und im Hintergrund wird ein Kreuzer gebaut.
Einen Fußtritt! Laßt die Verführer stehn!
Ihr sollt immer mit der Masse gehn!
Und die Masse will Kampf. Und die Masse will
klare Ziele in jedem Falle . . .
Über die Noskes hinweg
braust ein unendlicher Strom –:
Alle für einen! Und einer für alle!

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TextGrid Repository (2012). Tucholsky, Kurt. Werke. 1928. Das Sozialistengesetz 1878. Das Sozialistengesetz 1878. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-6DF9-8