Traum

Es hat mir jüngst geträumet,
Ich läg auf steiler Höh;
Es war am Meeresstrande,
Ich sah wohl in die Lande
Und über die weite See.
[147]
Es lag am Ufer drunten
Ein schmuckes Schiff bereit,
Mit bunten Wimpeln wehend,
Der Ferg am Ruder stehend,
Als wär ihm lang die Zeit.
Da kam von fernen Bergen
Ein lust'ger Zug daher.
Wie Engel täten sie glänzen,
Geschmückt mit Blumenkränzen,
Und zogen nach dem Meer.
Voran dem Zuge schwärmten
Der muntern Kinder viel.
Die andern Becher schwangen,
Musizierten, sangen,
Schwebten in Tanz und Spiel.
Sie sprachen zu dem Schiffer:
»Willst du uns führen gern?
Wir sind die Wonnen und Freuden,
Wollen von der Erde scheiden,
All von der Erde fern.«
Er hieß ins Schiff sie treten,
Die Freuden allzumal,
Er sprach: »Sagt an, ihr Lieben!
Ist keins zurückgeblieben
Auf Bergen noch im Tal?«
Sie riefen: »Wir sind alle!
Fahr zu, wir haben Eil!«
Sie fuhren mit frischen Winden,
Fern, ferne sah ich schwinden
Der Erde Lust und Heil.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Uhland, Ludwig. Gedichte. Gedichte (Ausgabe letzter Hand). Balladen und Romanzen. Traum. Traum. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-6EB1-2