2.

Zwei Fräulein sahn vom Schlosse
Hinab ins tiefe Tal.
Ihr Vater kam zu Rosse,
Er trug ein Kleid von Stahl.
»Willkomm, Herr Vater, gottwillkomm!
Was bringst du deinen Kindern?
Wir waren beide fromm.«
»Mein Kind im grünen Kleide!
Heut hab ich dein gedacht.
Die Jagd ist deine Freude
Bei Tag und auch bei Nacht.
Den Spieß an goldnem Bande hier
Nahm ich dem wilden Jäger,
Gab ihm den Tod dafür.«
Sie nahm den Spieß zu Händen,
Den ihr der Vater bot,
Tät in den Wald sich wenden,
Ihr Jagdruf war der Tod.
Dort in der Linde Schatten traf
Sie bei den treuen Bracken
Ihr Lieb im tiefen Schlaf.
»Ich komme zu der Linde,
Wie ich dem Lieb verhieß.«
Da stieß sie gar geschwinde
In ihre Brust den Spieß.
[126]
Sie ruhten beieinander kühl,
Waldvöglein sangen oben,
Grün Laub herunterfiel.

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TextGrid Repository (2012). Uhland, Ludwig. Gedichte. Gedichte (Ausgabe letzter Hand). Balladen und Romanzen. Drei Fräulein. 2. [Zwei Fräulein sahn vom Schlosse]. 2. [Zwei Fräulein sahn vom Schlosse]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-6EE2-1