9. Das Herz für unser Volk
An unsrer Väter Taten
Mit Liebe sich erbaun,
Fortpflanzen ihre Saaten,
Dem alten Grund vertraun;
In solchem Angedenken
Des Landes Heil erneun;
Um unsre Schmach sich kränken,
Sich unsrer Ehre freun;
Sein eignes Ich vergessen
In Aller Lust und Schmerz:
Das nennt man, wohlermessen,
Für unser Volk ein Herz.
Was unsre Väter schufen,
Zertrümmern ohne Scheu,
Um dann hervorzurufen
Das eigne Luftgebäu;
Fühllos die Männer lästern,
Die wir uns ausgewählt,
Weil sie dem Plan von gestern
Zu huldigen verfehlt;
Die alten Namen nennen
Nicht anders als zum Scherz:
Das heißt, ich darf's bekennen,
Für unser Volk kein Herz.
Jetzt, da von neuem Lichte
Die Hoffnung sich belebt,
Und da die Volksgeschichte
Den Griffel wartend hebt:
O Fürst! für dessen Ahnen
Der Unsern Brust gepocht
Und unter dessen Fahnen
Die Jugend Ruhm erfocht,
Jetzt, unvermittelt, neige
[72]Du dich zu unsrem Schmerz!
Ja! du vor allen zeige
Für unser Volk ein Herz!