3.
Ein Fräulein sah vom Schlosse
Hinab ins tiefe Tal.
Ihr Vater kam zu Rosse,
Er trug ein Kleid von Stahl.
»Willkomm, Herr Vater, gottwillkomm!
Was bringst du deinem Kinde?
Ich war wohl still und fromm.«
»Mein Kind im weißen Kleide!
Heut hab ich dein gedacht.
Die Blumen sind dein' Freude
Mehr als des Goldes Pracht.
Das Blümlein, klar wir Silber, hier
Nahm ich dem kühnen Gärtner,
Gab ihm den Tod dafür.«
»Wie war er so verwegen?
Warum erschlugst du ihn?
Er tät der Blümlein pflegen,
Die werden nun verblühn.« –
»Er hat mir wunderkühn versagt
Die schönste Blum im Garten,
Die spart' er seiner Magd.«
Das Blümlein lag der Zarten
An ihrer weichen Brust.
Sie ging in einen Garten,
Der war wohl ihre Lust.
Da schwoll ein frischer Hügel auf,
Dort bei den weißen Lilien,
Sie setzte sich darauf.
»O könnt ich tun zur Stunde
Den lieben Schwestern gleich!
Doch's Blümlein gibt kein' Wunde,
Es ist so zart und weich.«
Aufs Blümlein sah sie, bleich und krank,
[127]Bis daß ihr Blümlein welkte,
Bis daß sie niedersank.