Auf einen verhungerten Dichter

So war es dir bescheret,
Du lebtest kummervoll,
Du hast dich aufgezehret,
Recht wie ein Dichter soll.
[35]
Das gab die Pieride
An deiner Wiege kund,
Sie weihte dir zum Liede,
Zu andrem nicht, den Mund.
Die Mutter starb dir frühe,
Man sah an dem Verlust,
Daß dir kein Heil erblühe
Von einer ird'schen Brust.
Die Welt mit ihren Schätzen,
Mit allem Überfluß,
Soll nur dein Auge letzen;
Für andre der Genuß!
Der Frühling war dein Leben,
Die Blüte war dein Traum;
Ein andrer preßt die Reben,
Ein andrer leert den Baum.
Du hast an manchem Tage
Den Wasserkrug gestürzt,
Indes man Festgelage
Mit deinem Lied gewürzt.
Du warst schon hier verkläret
Und wenig mehr als Geist,
Nun bist du heim gekehret,
Wo man Ambrosia speist.
Zu Grab getragen werde,
Was einem Leichnam gleicht!
Du drückest nicht die Erde,
Sei dir die Erde leicht!

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Uhland, Ludwig. Gedichte. Gedichte (Ausgabe letzter Hand). Lieder. Auf einen verhungerten Dichter. Auf einen verhungerten Dichter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-6FCF-7