Gott, im Frühlinge
In seinem schimmernden Gewand
Hast du den Frühling uns gesandt,
Und Rosen um sein Haupt gewunden.
[202]Holdlächelnd kömmt er schon!
Es führen ihn die Stunden,
O Gott, auf seinen Bluhmenthron.
Er geht in Büschen und sie blühn;
Den Fluren kömmt ihr frisches Grün,
Und Wäldern wächst ihr Schatten wieder,
Der West, liebkosend, schwingt
Sein thauendes Gefieder,
Und jeder frohe Vogel singt.
Mit eurer Lieder süssem Klang,
Ihr Vögel, soll auch mein Gesang
Zum Vater der Natur sich schwingen,
Entzückung reißt mich hin!
Ich will dem Herrn lobsingen,
Durch den ich wurde, was ich bin!
O Gütigster! Denn wer ist gut,
Wie du, der allen Gutes thut?
Du sorgtest auch für mein Vergnügen,
Als aus dem großen Plan
Erstaunte Welten stiegen,
Und Sonnen sich geschaffen sahn.
Schön ist die Erde, wann sie blüht,
Und, ganz um unsre Lust bemüht,
[203]Sich in des Frühlings Farben kleidet,
Und überall voll Pracht,
Selbst, wo die Heerde weidet,
In bunter Zierde düftend lacht:
Der Gottheit würdiger Altar,
Worauf das bluhmenreiche Jahr,
O Herr, zu deinem Wohlgefallen,
Sein süsses Rauchwerk bringt,
Indeß von Nachtigallen
Ein froher Lobgesang erklingt!
Du hast mit Schönheit, die entzückt,
Das Antlitz der Natur geschmückt,
O aller Schönheit reiche Quelle!
Dir geht kein Wesen vor!
Die reinste Liebe schwelle
Mein ganzes Herz zu dir empor!