Das Schicksal
Nicht immer wird das Glück den Schaaren Oestreichs lachen:
Bald, bald siegt wieder Preußens Held.
Der große Friedrich wird schrecklicher erwachen,
Im waffenvollen Feld.
Der Krieg erhob ietzt ihn, ietzt seine Feinde wieder,
Der unentschiedne lange Krieg:
Noch fliegt von Heer zu Heer mit blutigem Gefieder
Der zweifelhafte Sieg.
Bewaffnet mit dem Blitz, zieht auf gebahnten Wegen
Noch einmal Friedrich gegen Wien:
Das Schicksal stellet ihm ein Olmütz nun entgegen,
Wie vormals ein Collin.
Wir sahen Friedrichs Stadt bedroht auf allen Seiten
Von Ueberschwemmungen der Wuth:
Doch legte nicht ein Gott bey Roßbach und bey Leuthen
Die aufgeschwollne Fluth?
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Den stolzesten Entwurf, der schon Verderben brütet,
Und loszubrechen fertig steht,
Hat oft der Ewige, der Königen gebiethet,
Durch einen Hauch verweht.
Dem Thun der Sterblichen hat er ein Ziel gestecket,
Nach welchem, still und unbemerkt,
Selbst fliehend, alles geht, eh uns die Furcht erschrecket,
Eh uns die Hoffnung stärkt.
Ich sollt' erzürntem Glück ein thränend Antlitz zeigen,
Mich frech erheben, wann es lacht?
Ich Sterblicher will nicht den stolzen Nacken beugen,
Vor einer höhern Macht:
Die vom umwölkten Thron, aus heilgen Finsternissen,
Das große Ganze still regiert,
Und uns nach einem Plan, von dem wir wenig wissen,
Durchs kurze Leben führt?