Der May

Der holde May hat endlich obgesiegt,
Und Boreas muß lauem Weste weichen:
Der laue West lockt Floren, wo er fliegt,
Ihm brünstig lächelnd nachzuschleichen.
Laß uns den Wald, wo itzt manch spielend Reh
Durch Büsche rauscht; laß uns die grünen Buchen
Und Feld und Bach und den bethauten Klee,
O Freund! auch wiederum besuchen.
Umwölkt annoch der Unmuth unsern Blick,
Da überall Natur und Erde lachen?
Sey auch vergnügt und laß das wilde Glück
Die Zeiten mehr als eisern machen!
Es zieh uns aus, was wir von ihm geborgt,
Und werf allein dem ihm verkauften Schwarme
Die Güter zu, um die ich nie gesorgt!
Nackt flieh ich in der Weisheit Arme.
Es bleibt mir doch der stets zufriedne Sinn
Und Muths genug, mein Glück in mir zu suchen,
Und edler Stolz, auch wann ich niedrig bin,
Unedle Tücke zu verfluchen.
Es bleibt mir auch, vom Zufall unentwandt,
Das Saitenspiel der griechischen Camöne,
Das, trotz dem Glück, ich mit gedungner Hand
Zu feigem Schmeicheln nicht verwöhne.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Uz, Johann Peter. Gedichte. Sämtliche poetische Werke. Lyrische Gedichte. Zweytes Buch. Der May. Der May. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-7387-6