[160] Zwölftes Lied
Rückkunft nach Messina
Nimmer, dünkt mir, vergönnt es der Gott von Zankle zu scheiden.
König der Winde, vernimm, König der Wasser, mein Lied.
Wieder bin ich zum Strudel gekehrt der wilden Charybdis;
Meiner Wanderung Ziel schien der Peloro zu sein.
Und was bracht' ich zurück? Ein Herz voll Freuden und Wonnen,
Und ein Glück, wie es nur Wen'gen der Himmel geschenkt.
Jubelnd strömte das Wort mir auf die begeisterte Lippe,
Als vom Gebirge zumal wieder die prangende Stadt,
Hafen und Burg und das leuchtende Blau des wogenden Meeres,
Wie ein gigantischer Strom zwischen die Ufer gedrängt,
Als der Faro sich mir und Kalabriens südliche Zauber,
Scilla und Apennin wieder dem Auge gezeigt,
Und vergangener Monde, vergangener Freuden Erinnrung,
Meer und Ufer und Stadt dankbar und zärtlich begrüßt.
Aber, o Vater Neptun, dem eilenden Wandrer entgegen
Führest du Wellen und Wind, führest du Aeolus Brut.
Und ein Gefangener bleib' ich zurück; an jeglichem Morgen
Tret' ich ans Fenster, den Zug wandelnder Wolken zu schaun.
Und den Schiffer ermüdet der Fragen läst'ge Bestürmung;
Immer kehr' ich an Bord, immer nach Hause zurück.
Wann erblick' ich die Segel? Es kommen und scheiden die Schiffe;
Durch den empörten Kanal ziehen sie schwankend heran.
Nur das meine verweilt, und vergebens heftet die Sehnsucht
Nach dem Faro den Blick, wünscht sich ins Weite hinaus.
Wochen voll ängstlicher Pein rollt so von der Spindel die Parze,
Und das neid'sche Geschick löst mir die Fessel noch nicht.
Zwar es würzt mir die Stunden der Freundschaft reichste Bewirthung;
Aber, o Götter, nach Rom treibt mich die Liebe zurück.