Pantheon

1. 1
Sei mir gegrüßt, ehrwürdiges Haus des alten Olympus,
Götter und Menschen, umsonst such' ich sie wieder, du bliebst!
Aber warum? Man hat dich mit Eselsohren geheiligt,
Und nach dem Sprichwort hast selbst du mit den Wölfen geheult. 2
2.
Welch erschrecklich Gesicht, es hat der Tiber die Wasser
Ueber die Ufer geschwellt, weit in die Stadt sie geführt.
Und der zürnende Strom ist bis zum Corso gedrungen,
An der Rotunda hinauf spielet die wachsende Fluth.
Einst, so liest man in heiliger Schrift, hat die strafende Sündfluth
Auch die große Natur rein von Bewohnern gefegt.
[82] 3.
Auf, ans Pantheon hin, untrügliche Forscher der Vorzeit,
Und das mächtige Rund seht ihr von Wasser gefüllt.
Ja, ihr habt Recht, ihr setzet ja Erd' und Himmel in Wasser, 3
Und das Pantheon selbst habt ihr zum Badhaus gemacht.

Fußnoten

1 Die drei wundervollen Säulen auf dem Campo Vaccino, nach einigen Tempel der Dioscuren. Die Gerüste, die man ihnen anbaute, um sie auszumessen, brachten den Dichter auf seinen Gedanken.

2 Dieses Epigramm könnte mißdeutet werden. Der Dichter meinte aber nichts damit, als daß die zwei Thürme auf dem Pantheon nach seiner Architektur dem Ganzen so wenig anpassen, als eine Faust auf ein Auge.

3 Ein Mißverständniß, und weiß der liebe Gott welch ein Unstern hat einen Alterthumsforscher auch auf die merkwürdige Behauptung gebracht, daß das Pantheon ursprünglich ein Badhaus gewesen und zu den Thermen des Agrippa gehört habe. Er fand selbst einen Beweis in dem Canal, der dort durchläuft. Aber er wußte nicht, daß die alten Schriftsteller von dem Pantheon und von den Thermen des Agrippa sprechen, welche hinter ihm befindlich waren.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Waiblinger, Wilhelm. Gedichte. Oden und Elegien aus Rom, Neapel und Sicilien. Oden und Elegien aus Rom. Vermischtes. Pantheon. Pantheon. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-8BA2-1