[49] Schlachtgesang

Feldherr.

Griechen! hoher
Väter Enkel!
Zieht die Schwerdter,
Laßt die Fahnen
Wirbeln, flattern
Durch die Lüfte!
Rasch wie schwarze
Wetterwolken
Stürzt und stürmt durch
Bäch' und Gründe!
Donnernd wog' aus
Tausend Kehlen
[50]
Kriegsgesang durch
Waldgeklüft und
Berg und Eb'ne!
Brüder! auf zur
Bergeshöh' dort!
Durch gekrümmte
Pfad' und wilde
Büsch' und wald'ge
Felsenrücken!
Droben hebt aus
Baumgelaube
Sich des falschen
Gottes Tempel:
Strebt auf grauen
Pfeilern, Säulen,
Unterm Grün im
Abendpurpur
Prächtig schimmernd,
Die Moschee auf!
Droben steht der
Unterdrücker,
Seinem Gotte
Tausend Menschen-
Opfer bringend:
Flammt aus wilden
[51]
Feuerschlünden,
Allzerstörend,
Flamm' und Kugel!
Stürmt den Bergpfad,
Brüder, auf mit
Raschem Schritt und
Kühnem Busen!
Stürzt die stolzen
Tempel nieder!
Wie vom Blitzstrahl
Eichenstämme
Niederdröhnen;
Fels und Boden
Ausgerüttelt,
Dem gewalt'gen
Riesenfalle
Wanken, zittern!
Griechen! hoher
Väter Enkel!
Zieht die Schwerdter!
Laßt die Fahnen
Wirbeln, flattern
Durch die Lüfte!
Donnernd wog' aus
Tausend Kehlen
[52]
Kriegsgesang durch
Waldgeklüft' und
Berg und Eb'ne!
Das Heer.

Wir nah'n! wir nah'n!
Durch Thal und Wald!
Hinan! hinan!
Die Stimme schallt!
Wir machen Bahn
Ohn' Aufenthalt!
Wir stürmen an!
Die Bergkluft hallt!
Mit kühner Lust,
Mit Riesenwuth,
Mit starker Brust,
Mit Löwenmuth!
Das Schwerdt erklingt!
Die Fahne fliegt,
Der Grieche dringt
Bergan und siegt!
Erwacht, erwacht
Zur alten Kraft,
Stürzt er zur Schlacht!
Und stürmend rafft
Er fort und fort,
[53]
Was widerstrebt,
Von Ort zu Ort,
Was ist und lebt!
Der Busen schwillt
Von Lust und Grimm:
Er raset wild:
Du büßest schlimm!
Denn wir sind frey
Vom Fesselband,
Wir alle frey,
Wie Meer und Land!
Die Trommel ruft!
Wir nah'n! wir nah'n!
Durch Wald und Kluft,
Hinan! hinan!
Das Schwerdt erklirrt!
Die Mündung blitzt!
Die Kugel schwirrt!
Das Blut entsprützt!
Auf Brüder! drängt
Und stürzt und brecht,
Und reißt und mengt,
Und haut und stecht!
Auf! Mann an Mann,
Und Roß an Roß,
[54]
Den Hügel an!
Werft das Geschoß!
Die Tanne dröhnt,
Die Fichte knarrt!
Gespalten stehet
Die Eich' und starrt!
Der Tempel fällt,
Und Stein an Stein,
Vom Feu'r erhellt,
Stürzt donnernd ein!
Es flammt! es blast!
Es lodert und rast!
Und furchtbar im wirbelnden, qualmenden Dampf
Verschwimmt und verschwindet der tosende Kampf!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Waiblinger, Wilhelm. Gedichte. Lieder der Griechen. Lieder der Griechen. Schlachtgesang. Schlachtgesang. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-8BEB-0