[114] 2.

Der Feinde hatt' ich immer allzuviele;
Oft seh' ich sie, gleich zaubrischen Figuren,
Vorüberziehn im stillen Schattenspiele.
Ich habe viel, und wurde viel beleidigt,
Ich fühlte manchen Schmerz, und weckte manchen,
Oft hab' ich andre, wen'ge mich vertheidigt.
Von wen'gen Herzen bin ich selbst geschieden,
Bekennen muß ich, daß die Lieben Theuern
Mich meist zuerst geflohen und gemieden.
Falsch war ich nie, so oft sie's auch mich hießen,
Ich täuschte nur, weil ich mich selbst getäuschet,
Beweinte sie, die mich enttäuscht verließen.
Ein ewig Scheiden und ein ewig Lassen
War so mein Leben, doch die alten Freunde
Der Heimath sind's, die mich am meisten hassen.
Kaum weiß ich selber, wie es so gekommen,
Sie hätten Recht, fast sollte man es meinen,
Sie sind die Bessern ja, sie sind die Frommen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Waiblinger, Wilhelm. Gedichte. Oden und Elegien aus Rom, Neapel und Sicilien. Oden aus Neapel und Lieder aus Capri und Sorrent. Lieder aus Capri. 2. [Der Feinde hatt' ich immer allzuviele]. 2. [Der Feinde hatt' ich immer allzuviele]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-8C54-B