Achtes Lied
Die Tochter von Carini

Nicht von Heroen und Kriegern, von Königen oder Tyrannen,
Dion und Dionys und von Timoleon nicht,
Nicht von Roger dem Grafen, von Arabern oder Normannen,
Nicht von Staufen ertönt oder von Franken mein Lied.
Euch, o freundliche Wellen, entrauscht den Saiten der Wohllaut,
Die ihr purpurnen Scheins lustig den Kahn mir umhüpft.
Noch umwehn mich die Düfte des fruchtbeladenen Thales,
Wo verschwindend Natur Wollust empfindet und weckt.
Und der spiegelnden Fluth entragt der geröthete Meerfels,
Den der Schiffer umfährt, wenn er Panormus erstrebt.
Lachend rollet der Golf die glänzenden Wogen und ferne
Dämmert im Reiche Neptuns Ustica bläulichen Dufts.
Und dem felsigen Hang, der niederhängt in die Wasser,
Rudr' ich entgegen; wie süß hier die Erinnerung ist!
Hykkara schwand, es zerstört' es der Grieche; doch immer lebendig
Bleibt dein reizendstes Bild, schönste der Griechinnen, mir.
Laïs Heimath zu sein, nicht rühme sich dessen Carini,
Wenn es der Tochter auch ewige Glorie verdankt.
Eher glaub' ich, sie stieg vollendet aus goldenen Fluthen,
Um dem entzückten Geschlecht sichtbare Göttin zu sein.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Waiblinger, Wilhelm. Achtes Lied. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-8C70-9