Die dreißigste Fabel.
Vom Apollo und einem Buben.

Den Apollo die heiden fragten,
Denn er zukünftig dinge sagte;
Dasselb im jederman zutraut.
Zu Delphis war ein tempel baut:
[27]
Da kam ein böser bub verflucht,
Denselben weisen gott versucht
Mit einem sperling, den er het,
Undern mantel verbergen tet.
»Hie hab ich etwas«, sprach zum gott,
»Sag an, lebts oder ist es tot?«
Dacht: wenn er spricht, daß es wird leben,
So wil ich im ein drücklin geben;
Spricht er, es sei im blut ersoffen,
So kan ich in doch lügen strafen.
Apollo merkt seins herzen gir
Und sprach: »Sein leben stet bei dir.
So du in tötest, muß ers han,
Oder magst in lebend fliegen lan.«
Die fabel solche meinung hat,
Daß man nicht scherzen sol mit Gott:
Es ist bös wider in zu kriegen,
Darumb laß ab, du wirst nicht siegen.

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Waldis, Burkhard. 30. Vom Apollo und einem Buben. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-8D31-2