Die neunundsechzigste Fabel.
Vom Beren und den Binen.

Der ber ein binenkorb besach,
Ein bin floh zu, den beren stach.
Er ward zornig, mit seinen tatzen
Tet er den korb zu stücken kratzen.
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Des wurden all die bin gewar.
Als sie sahen zerrißen gar
Ir baus, und all ir kind getött,
Ir speis und narung gar verschütt,
Verdorben waren und ganz arm,
Furen sie zu in einem schwarm,
Stachen eintrechtig in den beren;
Het lieber möcht den tot begeren.
Er ward an allen vieren lam,
Kaum wider zu im selber kam,
Sprach: »Het ich doch der rach vergeßen,
Den einen stich in mich gefreßen,
Wer ich eim größern leid entgan:
Jetzt muß den spott zum schaden han.«
Wenn eim ein kleiner schad geschiht,
Der tu, als ob er in nicht siht,
Auf daß er nit, wenn ers wil strafen,
Im selb ein größer leid verschaffe;
Denn wer nicht übersehen kan,
Der dient zu keinem überman.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Waldis, Burkhard. 69. Vom Beren und den Binen. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-8DDD-2